Bürgernahe Verwaltung

Während der „Corona-Zeit“ waren strenge Eingangskontrollen notwendig. Nachdem diese Zeit längst vorbei war, blieben die Besuchsmöglichkeiten im Rathaus weiter eingeschränkt. Für die Ratssitzung 12.03.24 stellten wir einen passenden Antrag:
„Die derzeitige Regelung und die rigide Eingangskontrolle vermitteln dem Bürger nicht unbedingt das Gefühl, einen von ihm bezahlten Servicebetrieb zu betreten. Mancher fühlt sich eher als Untertan, der es wagt in einer preußischen Amtsstube vorstellig zu werden.“

Wir erhielten die schriftliche Antwort:
„Der Hinweis auf rigide Einlasskontrollen könne seitens der Verwaltung nicht nachvollzogen werden, da es schlichtweg keine Kontrollen gibt.
Erste Anlaufstelle im Rathaus ist die Information. Die Kolleg:innen der Information erkundigen sich nach dem Anliegen und können vielfach bereits so Dinge klären oder auch Briefe etc. in Empfang nehmen, so dass die Besucher:innen erst gar nicht weiter durch das Rathaus laufen
müssen.“

Bis zur Stellung unseres Antrags war der Hinweis „Zutritt nur nach Terminvergabe“ immer noch auf der WebSite der Stadt gestanden. Dem Bürgermeister war das nicht bekannt. O-Ton Schmunkamp: „Ich arbeite im Rathaus und schau nicht auf unsere Internetseite.“
Warum sollte er auch: Es ist ja nur die offizielle Seite seiner Verwaltung!

Wochen danach versuchte eine Bürgerin ohne Terminvereinbarung einen abholbereiten Personalausweis ihrer Tochter im Einwohnermeldeamt abzuholen. Dass sie evtl. kurz warten müsste, weil ein Anderer mit Termin natürlich vorher abgefertigt würde, hatte sie einkalkuliert.
Sie scheiterte kläglich an der „rigiden Einlasskontrolle“. Dort wurde sie gnadenlos abgewiesen und musste das Rathaus verlassen. In ihrem verständlichen Frust schilderte sie sofort ihrem Mann ihre Erlebnisse mit einer WhatApp-Sprachnachricht. Diese Sprachnachricht seiner Frau spielte Herr Strobel in der Ratssitzung am 02.07.24 dem Bürgermeister vor. Dessen Begeisterung hielt sich in Grenzen. Er gab eine wortreiche Erklärung ab, die in der Behauptung gipfelte, die Verwaltung sei noch nie so bürgernah gewesen wie in seiner Amtszeit.

Nach der Sitzung gab es noch einen Mail-Wechsel zwischen den Herren Schmunkamp und Strobel. Ergebnis: Nun wollte sich der Bürgermeister tatsächlich um die Einlasskontrollen kümmern. Und selbstverständlich könne man während der Öffnungszeiten auch ohne Terminvergabe einen Personalausweis beim Einwohnermeldeamt abholen (ggf. mit Wartezeit).

Erfreut steuerte Frau Strobel erneut das Rathaus an. Und, siehe da:  freundlicher Empfang am Eingang: sie wurde zum Einwohnermeldeamt durchgewunken.

Im Einwohnermeldeamt dann: Ernüchterung! Abholen ohne Termin gehe gar nicht! Nach Hinweis auf die Mail des Bürgermeisters erhielt Frau Strobel dann doch den Ausweis aber auch die Bitte die Mail des Bürgermeisters an das Einwohnermeldeamt weiterzuleiten.

Muss es Aufgabe eines Ratsmitgliedes sein, Anweisungen des Bürgermeisters innerhalb des Rathauses weiterzuleiten?
Oder sollte sich Herr Schmunkamp ab und zu doch die Zeit nehmen sich um die Organisation seiner Verwaltung zu kümmern?

Erwin Fritsch, 06.09.24