Nideggen will Klimaschutz-Tempo erhöhen

 

Nideggen will Klimaschutz-Tempo erhöhen“ schreibt die DZ am 11.05.21.
123 Prozent des Nideggener Strombedarfs kommen aus erneuerbaren Energien (vor allem Windkraft). Das ist sehr erfreulich – für Alle, die daran verdienen. Die privaten Stromkunden sind es nicht. Sie zahlen den höchsten Strompreis in Europa. Sie bezahlten 2020 1,4 Milliarden EURO für die Netz- und Sicherheitsmaßnahmen der Bundesnetzagentur. Unter anderem um Strom mit Minuspreisen ins Ausland zu verkaufen, weil in Deutschland wetterbedingt zu viel produziert wurde. Wenn dann Wolken die Sonne verdunkeln und zu wenig Wind weht, kaufen wir dann Strom im Ausland – gerne auch Atom- oder Braunkohlestrom.
Schon die Überschrift ist irreführend: „Nideggen will Klimaschutz-Tempo erhöhen“. Es geht schlicht darum, einen möglichst hohen Anteil an den für Klimaschutz zweckgebundenen Fördermitteln nach Nideggen zu holen. Dazu brauchen wir ein Klimaschutzkonzept als Voraussetzung. Daran verdient dann natürlich auch ein für solche Konzepte spezialisiertes Ing-Büro. Macht nichts: Auch das wird gefördert. Was in dem Konzept steht, ist fast schon zweitrangig. Es soll nicht gelesen werden, sondern als eindrucksvolle Anlage zum Fördermittelantrag dienen. Da macht es auch nichts, wenn darin steht, dass für die Maßnahme „Identifizierung von Gebieten für integrierte Quartierskonzepte“ 10.000 € durch das Land Rheinland-Pfalz übernommen werden. Oder dass durch die Maßnahme „Mustersanierung“
die Stadt Nideggen ein Leuchtturmprojekt ins Leben rufen kann und damit die Verbandsgemeinde Wachenheim ihrer Funktion als Vorreiterin gerecht wird. Wenn ein Ing-Büro mehrfach die gleichen Texte an unterschiedliche Kommunen verkauft, kann es ja wirklich nicht jede Ortsangabe anpassen. Auch die Nideggener Verwaltung, die eng mit dem Ing-Büro zusammenarbeitete, konnte sich um solche Kleinigkeiten nicht kümmern. Umfang und Layout des Konzeptes sind wesentlich.
Für mich kam es im Ausschuss darauf an, einen Beschluss zu fordern mit dem wir erreichen, dass für Maßnahmen, die wir sinnvoller Weise sowieso finanzieren wollen, die Fördermittel einfordern können.
Irgendwann werden wir uns aber fragen ob wir nicht so manchen EURO, den wir in kaum wirksame Maßnahmen gegen den globalen Klimawandel gesteckt haben, nicht besser für Maßnahmen zum Schutz der Einwohner vor den Folgen des Klimawandels verwendet hätten.
Der Wasserzweckverband Neffeltal tut das bereits. Er zahlt rund eine Million EURO für ein Notstromaggregat, damit die Wasserversorgung auch im Fall immer wahrscheinlicher werdender Stromausfälle sichergestellt ist. Das zahlt diesmal nicht der Stromverbraucher, sondern der Wasserverbraucher.

Erwin Fritsch, 11.05.21